Egal ob wir 5 oder 120 Kilometer pro Woche laufen – Läufer sind wir alle!
Der erste Schritt ist für Laufanfänger besonders schwer. Umso schöner ist es, dass wir regelmäßig von beVegt-Lesern hören, die nach dem ersten Schritt einfach weiter gelaufen sind, den Spaß am Laufen entdeckt und vielleicht sogar ihre erste Laufveranstaltung erfolgreich gemeistert haben.
Ein tolles Beispiel ist Judith. Sie hat nicht nur mit dem Laufen angefangen, sondern zur gleichen Zeit ihre Ernährung umgestellt und 30 Kilo abgenommen. Kein Wunder, dass ihr Motto „Von der Couchpotato zur Halbmarathonfinisherin“ perfekt zur ihr passt. Über ihren Weg berichtet sie auf ihrem Blog veganmarathon – und motiviert andere, es ihr nachzumachen.
Judith zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass eine Veränderung des Lebensstils immer möglich ist, wenn man es nur wirklich will!
Im Interview mit beVegt erzählt sie, welche Tipps ihr beim Durchhalten geholfen haben.
beVegt: “Von der Couchpotato zur Halbmarathonfinisherin” gibst du als Motto auf deiner Website an. Wann hast du den Entschluss gefasst, dein Leben zu verändern?
Judith: Das war am 1. April 2012. Ich bin morgens aufgestanden und habe beschlossen, dass ich einen Marathon laufen werde. Damals wog ich knapp 100 Kilogramm und Bewegung war ein Fremdwort für mich.
beVegt: Es wird ja immer wieder empfohlen, dass man eine Veränderung nach der anderen angehen und sich nicht mit zu vielen neuen Gewohnheiten auf einmal überfordern sollte. Du hast praktisch zeitgleich mit dem Laufen angefangen und deine Ernährung umgestellt. War das aus heutiger Sicht vielleicht sogar eine richtig gute Idee?
Judith: Ja, ich weiß. Eins nach dem anderen wird empfohlen und meist auch noch „setz dir realistische, kleine Ziele“. Ein realistisches, kleines Ziel hätte mich niemals dazu gebracht, die Couch zu verlassen. Ich brauchte was Großes und das Gefühl, von jetzt auf gleich mein komplettes Leben verändern zu können – eine totale Typveränderung. Dazu gehörte der Sport und natürlich auch die Ernährungsumstellung.
Ich denke, es ist eine Frage der persönlichen Motivation. Ich brauchte dieses extreme „von 0 auf 100“-Gefühl (oder in meinem Fall erstmal 11,98 Kilometer), um überhaupt in die Gänge zu kommen. Im letzten Sommer habe ich außerdem das Rauchen aufgegeben, von heute auf morgen. Meine Motivation war: ich bin jetzt eine Läuferin und Läufer rauchen nicht. Entzugserscheinungen oder Rückfälle hatte ich bis heute nicht.
beVegt: Als du angefangen hast zu Laufen wogst du noch 30 Kilogramm mehr als heute. Hast du damals wirklich daran geglaubt, dass du einmal 21 Kilometer am Stück schaffen würdest?
Judith: Ehrlich gesagt, habe ich nicht wirklich konkret darüber nachgedacht, ob ich das wirklich schaffen kann. Ich wollte es einfach. Und dieses Wollen war extrem stark. Nach und nach entwickelte sich alles. Irgendwann merkte ich: 8 Kilometer zu laufen ist mittlerweile was ganz Normales für mich. Vor 2 Jahren grenzte es an ein Wunder, wenn ich 2 Kilometer spazieren konnte.
beVegt: Gab es – besonders in den ersten Wochen – Momente, in denen du ans Aufgeben gedacht hast, oder in denen dir das “Dranbleiben” besonders schwer gefallen ist? Wie hast du dich da durchgebissen?
Judith: Die ersten Monate war ich dermaßen hochmotiviert, dass es keinen Gedanken ans Aufgeben gab. Ich hatte ein Ziel. Basta.
Als ich aber nach 4 Monaten Training vom Arzt die Diagnose Hüftsehnenentzündung durch Übertraining bekam, und damit verbunden 6 Monate Laufverbot, da fiel ich wirklich in ein Loch. Ich durfte nicht mehr laufen und wollte doch so gern Läuferin sein. Geholfen hat mir mein Blog. Ich habe darüber geschrieben und das half wenigstens ein bisschen.
Dann kamen einige Monate, in denen ich total frustriert war und sogar den Blog vernachlässigte. Ich beschäftigte mich mehr mit meiner Ernährung und nahm immer weiter ab, Sport war Nebensache. Die Couch rückte wieder näher. Dann kam der Frühling 2013 – ich war um einiges leichter und hatte plötzlich ich wieder Lust aufs Laufen. Die 6 Monate waren rum. Ich aktivierte Blog und Facebook-Seite zur Motivation und lief wieder los. Das war Ende Juni 2013. Seither keine körperlichen Beschwerden mehr und wieder die pure Freude am Laufen. Es war toll zu sehen, dass meine Blogleser und Facebook-Fans immer noch da waren, obwohl ich so lange nichts mehr von mir hören ließ. Das motivierte mich wirklich unglaublich!
beVegt: Du hast vor einigen Wochen dein großes Ziel erreicht, und bist einen Halbmarathon gelaufen – aber nicht im Rahmen eines offiziellen Laufwettkampfs, sondern ganz alleine bei einem Trainingslauf! Was ist denn da passiert?
Judith: Mein Mann und ich wollten eine neue Strecke ausprobieren und in Wangen im Allgäu gibt es eine permanente Halbmarathonstrecke, auf der man das ganze Jahr laufen kann. Geplant waren eigentlich 12 Kilometer. Also 6 Kilometer laufen, dann umdrehen und Retour. Als wir dann beim 6. Kilometer ankamen, kamen wir zu dem Schluss, dass es doch eigentlich total doof wäre, jetzt umzukehren. Wir wollten wissen, ob wir das schaffen können und wie man sich nach 21 Kilometern fühlt.
Geschafft haben wir es – wenn auch nicht durchgängig alles gelaufen, denn die steilen Anstiege musste ich walken, die hätte ich nicht geschafft. Am Abend waren wir sowas von erledigt, aber ich konnte nicht aufhören, ständig zu denken (und auch laut zu sagen): „Meine Güte – wie cool war das denn? Wir sind 21 Kilometer gelaufen! Wahnsinn!“
beVegt: Wie sieht deine Ernährung an einem typischen Tag aus?
Judith: Puh, gar nicht so einfach. Ich habe viel experimentiert, was mir beim Essen gut tut. Morgens mache ich mir meist einen Smoothie – allerdings keinen grünen, sondern einen schokoladigen. Mit Banane, Datteln, Nüssen, Leinsamen und Rohkostkakao oder Buchweizenpfannkuchen mit Obst und Nussmus. Gebratenes Gemüse mit Reisnudeln oder Buchweizennudeln steht auch meist auf dem Speiseplan, hin und wieder Kartoffeln.
Ein Favorit in meiner Küche ist das Kürbiskernmus, das ich mir auch gerne ins gebratene Gemüse gebe. Wenn ich was Süßes brauche, gibt‘s zum Beispiel Banane mit Walnussmus oder Datteln. Abends mag ich gerne Curry mit Süßkartoffeln und Kokosmilch oder manchmal auch nur Salat mit Linsen-Crackern (die aus Vegan in Topform* von Brendan Brazier backe ich mindestens 1 x pro Woche).
beVegt: Wenn du einem Laufanfänger einen einzigen Tipp geben müsstest, welcher wäre das?
Judith: Nicht aufgeben. Egal, was kommt, egal, was andere sagen. Es kommt der Zeitpunkt, an dem das Laufen für dich zum Leben dazugehört und dein Leben vielleicht sogar etwas lebendiger macht, als du es dir bis jetzt vorstellen kannst.
beVegt: Jetzt fang mal an zu Träumen – was möchtest du läuferisch noch erreichen? Gibt es da einen bestimmten Lauf, den du gerne finishen möchtest, eine Distanz oder eine bestimmt Zeit, die du knacken willst?
Judith: Ich bin ja bekennende Turtlerunnerin (das Wort entstand mit meinem Blog) mit einem Durchschnittspace von 8 Minuten – und das bei voller Leistung – außer bei einem Wettkampf, da kann ich schon mal über mich hinauswachsen und sogar 7 Minuten erreichen, dann ist aber Schluss mit lustig. Klar träume ich davon, mal 10 km/h laufen zu können oder schneller und mich dabei noch total gut zu fühlen. Aber es hat nicht oberste Priorität.
Ein verrückter Traum wäre, einmal den Bodensee zu umrunden. Das sind 220 Kilometer und mit meiner momentanen Geschwindigkeit müsste ich da schon ein paar Tage Urlaub einreichen, damit ich das schaffe 🙂 Aber der See läuft mir nicht davon, vielleicht schau ich mir diesen Herbst mal einen Teilabschnitt an und lauf dann einfach mal 30 – 40 Kilometer … Schließlich bin ich ja jetzt endlich Läuferin, da liegt mir doch eigentlich die ganze Welt zu Füßen 😉
beVegt: Vielen Dank, dass du unsere Fragen beantwortest hast, Judith! Wir wünschen dir alles Gute auf deinem Weg als Läuferin!
Djuri
Liebe Judith,
es ist immer wieder so motivierend von Dir zu lesen. Deine lustige, selbstironische und doch knallhart disziplinierte Art muss man einfach ins Herz schliessen.
Du hast schon soviel unglaubliches erreicht, ich wette, eines Tages werden wir Dich alle um den Bodensee fliegen sehen.
Nun werde ich die nächsten 3 Wochen neidisch Deinen Berichten lauschen, da ich gerade eine Zwangslaufpause verordnet bekommen habe. Was vielleicht einen Strich durch meinen Plan macht, den Züricher Marathon zu laufen.
Dafür werde ich mit all Euren glühenden Beiträgen und der Ungeduld, danach wahrscheinlich um so motivierter laufen…
Alles Gute Dir und auch Daniel und Katrin weiterhin.
Liebe Grüsse
Judith
Hi Djuri! Schön, wieder von dir zu lesen. He, das mit der Zwangspause ist ja fies, aber andererseits kann man die für andere schöne Dinge nutzen. Danach läufst du dann umso lieber wieder los 😉 Danke dass du so eine fleißige Leserin bist (sowohl bei Katrin und Daniel als auch bei mir) – ich wünsch dir eine entspannte Laufpause und viel Spaß wenn du wieder die Laufschuhe schnürst! Alles Liebe! Judith
Judith
Hallo Schroedi! Respekt, ich war grad auf deiner Seite – toll, was du alles geschafft hast und schön, dass du darüber schreibst. Ich glaube einfach, dass es gut ist, mit seiner Geschichte rauszugehen (sofern man das möchte) und andere Leute zu motivieren. So hat jeder was davon: der Schreiberling und der Lesende. Weiterhin viel Erfolg und danke für deine Nachricht hier! LG Judith
Jane
Ich liebe solche stories! Und ehrlich, ihr beide!! IHR Beide!!! Irgendwann bekommt ihr mich auch noch dazu, wieder zu laufen!! (*strengguck*) 🙂
Daniel Roth
Harr harr, das ist unser teuflischer Plan, Jane – die ganze Welt in laufsüchtige Zombies zu verwandeln 🙂
Nicole Hacker
bei mir hat das mit dem „zum-laufen-,motivieren“ auch geklappt. ich hatte deine Geschichte schon einmal auf bevegt-gelesen. vor einigen wochen. inzwischen habe ich tatsächlich mit dem laufen angefangen. ich bin definitiv auch ein turtlerunner aber eeegal. besser als auf der couch sitzen ist es und unfassbarer weise macht es unheimlichen spaß!
vielen dank für deine motivierende Geschichte
Katrin Schäfer
Hallo Nicole,
das freut mich, dass Judith dich motivieren konnte – und sie sicherlich auch.
Das Tempo ist wirklich egal – Hauptsache der Spaß ist da!
Viele Grüße
Katrin
Annette
Toll, auch mal von jemand anderem zu hören, die Laufschnecke ist, aber sich trotzdem große Ziele setzt!
Mir geht es ebenso: „Kleinigkeiten“ können mich nicht genug motivieren1
Nach einer schweren Erkrankung von gut 2 Jahren bin ich wieder dabei! ich versuche, meine Strecken zu verlängern, aber immer schön langsam und mit Spaß, ohne Zeitdruck.
immer klappt das nich nicht, aber ein erster Erfolg war imvergangenen HErbst ein Staffelmarathon, bei dem ich 10 km geschafft habe.
Nun stelle ich auch meine Ernährung um und bin gespannt, was das beVegt.
Motivierte Grüße
Annette