Als Laufblogger und -podcaster haben Katrin und ich in den vergangenen Jahren unzählige spannende Gespräche mit Läuferinnen und Läufern geführt. Darunter waren Spartathlon-Sieger, Fünffach-Ironman-Finisher, Täglichläufer und Olympiateilnehmer, aber auch jede Menge „ganz normale“ Hobbysportler:innen wie du und ich.
Wir haben in diesen Gesprächen viel über das Laufen gelernt: Über die Dinge, die funktionieren – aber auch über typische Fehler und Fallstricke, die dem läuferischen Erfolg im Weg stehen können.
Mit der Zeit haben sich dabei bestimmte Muster herauskristallisiert, die man (in Anlehnung an das bekannte Buch* von Stephen Covey) als „die sieben Angewohnheiten erfolgreicher Läufer:innen“ bezeichnen könnte – und die ich dir in diesem Beitrag näher vorstellen will.
Erfolg ist, was du selbst darunter verstehst
Du solltest dich übrigens nicht am Wort „erfolgreich“ stören. Ich weiß, dass Erfolg für jeden etwas anderes bedeuten kann: Für die einen sind es neue Bestleistungen, für die anderen ein verletzungsfreies Laufjahr oder genügend freie Zeit, um ihrem Laufhobby nachgehen zu können.
Erfolg beim Laufen ist also, was du selbst darunter verstehst. Für die Angewohnheiten, die wir uns jetzt anschauen, spielt das aber keine Rolle. Sie sind universell und werden sich auf jeden Fall für dich bezahlt machen!
#1 Erfolgreiche Läufer:innen messen sich an ihren eigenen Fortschritten
Egal ob Facebook, Strava oder Instagram: Wir leben heute in einer Welt, in der der Vergleich mit unseren „Peers“ immer nur einen Mausklick entfernt ist. Das kann zum Problem werden, wenn wir unser Selbstwertgefühl davon abhängig machen, wie wir in diesem Vergleich abschneiden.
Der Blick auf andere hilft uns auch nicht dabei, unsere Entwicklung zu überprüfen. Bist du auf dem richtigen Weg, wenn du heute mehr gelaufen bist oder schneller unterwegs warst als jemand anderes? Oder hatte dein „Vergleichsobjekt“ einfach nur einen schlechten Tag?
Erfolgreiche Läufer:innen schauen deshalb zuerst auf sich selbst und messen sich nur an ihren eigenen Fortschritten. Wo habe ich vor einem halben Jahr gestanden, und wo bin ich jetzt? Das sind die Fragen, die du dir stellen solltest!
#2 Erfolgreiche Läufer:innen hören auf ihren Körper
Was tust du, wenn du dich schon seit drei Tagen schlapp fühlst und eigentlich keine Lust aufs Laufen hast? Dem Schweinehund die Zähne zeigen und dich trotzdem durchs Training beißen?
Falsch!
Erfolgreiche Läufer:innen hören auf die Signale, die ihnen ihr Körper sendet, und ergreifen die entsprechenden Maßnahmen.
Wenn du dich müde und abgeschlagen fühlst, dann könnte das heißen, dass du ein paar trainingsfreie Tage brauchst. Und wenn die Wade zwickt oder ein Muskel verhärtet ist, dann solltest du dich diesen „Baustellen“ zuwenden, und nicht einfach so weitermachen als sei alles in Ordnung.
Dein Körper kann Unglaubliches leisten – aber nur dann, wenn du mit ihm statt gegen ihn arbeitest.
#3 Erfolgreiche Läufer:innen stellen die Freude am Laufen in den Vordergrund
Warum läufst du? Für Ruhm und Ehre, Sponsorengelder und dicke Siegerschecks? Wohl kaum.
Wahrscheinlich geht es dir (wie auch den meisten anderen Hobbyläufer:innen) vor allem um deine Gesundheit, einen Ausgleich zum Alltagsstress, die Zeit in der Natur und den Spaß an der Bewegung.
Und trotzdem nehmen wir uns unsere schlechten Tage, Motivationstiefs und „verpatzte“ Wettkämpfe oft viel zu sehr zu Herzen – und vergessen dabei, dass das Laufen unser Leben bereichern sollte, statt für Unzufriedenheit und Selbstzweifel zu sorgen.
Erfolgreiche Läufer:innen stellen deshalb bei allem sportlichen Ehrgeiz immer die Freude am Laufen in den Vordergrund, und bleiben gelassen, wenn es mal nicht so läuft wie geplant.
#4 Erfolgreiche Läufer:innen setzen sich Ziele
Weiter oben haben wir darüber gesprochen, dass es viele unterschiedliche Definitionen für läuferischen Erfolg geben kann.
Kennst du deine persönliche Definition? Und hast du sie in konkrete, greifbare Ziele übersetzt? Wenn nicht, dann solltest du dir ein paar Minuten Zeit nehmen, um das zu tun.
Die richtigen Ziele inspirieren uns und geben uns Orientierung auf unserem läuferischen Weg. Nur wenn du weißt, was du willst, kannst du es auch erreichen – egal ob das eine besondere sportliche Herausforderung, mehr Regelmäßigkeit im Lauftraining oder ein besserer Laufstil ist.
Deshalb setzen sich erfolgreiche Läufer:innen konkrete Ziele, und behalten sie fest im Blick.
#5 Erfolgreiche Läufer:innen lernen aus ihren Fehlern
Vielleicht ist dir irgendwo schon mal dieses Zitat der NBA-Legende Michael Jordan begegnet:
Ich habe in meiner Karriere mehr als 9.000 Fehlwürfe gemacht. Ich habe fast 300 Spiele verloren. Sechsundzwanzig mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut – und habe ihn daneben gesetzt. Ich bin in meinem Leben immer und immer wieder gescheitert … und genau deshalb bin ich erfolgreich.
Michael Jordan
Es gibt zwei Dinge, die wir daraus mitnehmen können. Erstens: Niederlagen und Misserfolge gehören zu jeder sportlichen Karriere. Auch die Besten der Besten sind nicht unfehlbar.
Und zweitens: Niederlagen und Misserfolge sind nicht nur unvermeidbar, sondern auch ein wichtiges Element auf dem Weg zum Erfolg. Die Voraussetzung dafür ist, dass man sich immer wieder kritisch hinterfragt. Erfolgreiche Läufer:innen sind deshalb offen für neue Ansätze und bereit, aus ihren Fehlern zu lernen.
Dazu gehört natürlich auch, dass du ehrlich zu dir bist: Hast du es mit dem Training übertrieben und die Signale deines Körpers missachtet? Oder eine altbekannte Schwachstelle vernachlässigt, die dir jetzt „plötzlich“ wieder Probleme bereitet?
Sich diese Dinge einzugestehen und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen ist eine Angewohnheit, an der du (nicht nur als Läufer:in) wachsen wirst.
#6 Erfolgreiche Läufer:innen glauben an sich selbst
Können wir alles erreichen, wenn wir nur fest genug daran glauben? Ziemlich sicher nicht. Ein Funken Wahrheit steckt aber trotzdem in dieser etwas zweifelhaften Weisheit: Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir zuerst daran glauben, dass wir es schaffen können.
Wenn du glaubst, dass du zu unsportlich bist, um mit dem Laufen anzufangen, dann wirst du wahrscheinlich nie den ersten Schritt machen.
Wenn du glaubst, dass du niemals einen Halbmarathon oder Marathon laufen könntest, dann wird es wahrscheinlich auch nicht passieren.
Wenn du diese Glaubenssätze ablegst, dann ist das zwar noch lange keine Erfolgsgarantie, aber du hast das vielleicht größte Hindernis bereits aus dem Weg geräumt. Erfolgreiche Läufer:innen glauben an sich selbst.
#7 Erfolgreiche Läufer:innen haben das Laufen zu einem Teil ihrer Identität gemacht
Was macht dich zu einem Läufer bzw. einer Läuferin? Die Tatsache, dass du regelmäßig Laufen gehst?
Das alleine kann es nicht sein, denn ich bleibe ja ein Läufer, wenn ich eine Verletzung auskuriere oder in den Urlaub fahre und die Laufschuhe zu Hause lasse.
Es ist vielmehr eine Frage des Selbstbildes: Du wirst in dem Moment zum Läufer oder zur Läuferin, in dem du den Entschluss fasst, es zu sein. Das kann schon vor deinem allerersten Lauf passieren, oder auch erst Jahre später.
Und es ändert alles, weil das Laufen dann keine Pflichtübung mehr für dich ist, sondern etwas, das du so selbstverständlich tust wie das Atmen oder Zähneputzen. Das heißt nicht, dass du nie wieder ein Motivationstief erleben wirst – aber es heißt, dass du jedes Tief überwinden und schließlich wieder zum Laufen zurückfinden wirst, und dass dich das Laufen ein Leben lang begleiten wird.
Und das ist meiner Meinung nach der größte Erfolg, den du als Läufer:in erreichen kannst.
PS: Es gibt etwas Neues von uns!
Ich hoffe, dass dich mein Beitrag motiviert hat, dich als Läufer:in weiterzuentwickeln und dein nächstes sportliches Ziel in Angriff zu nehmen (siehe Angewohnheit #4). Und wenn es sich dabei um einen Halbmarathon oder Marathon handeln sollte, dann haben wir spannende Neuigkeiten für dich!
Wir haben uns in den letzten Monaten nämlich richtig ins Zeug gelegt, und insgesamt 28 brandneue (Halb-)Marathon-Trainingspläne für fast jede denkbare Zielzeit entwickelt. Das Beste ist, dass du damit nicht nur einen einzelnen Plan für deinen nächsten Wettkampf bekommst, sondern ein umfangreiches Trainingsplan-Set, das dich über viele Jahre begleiten wird … und auf das du immer wieder zurückgreifen kannst – egal wie sich deine Form in Zukunft entwickelt!
Alle Infos zu unseren Trainingsplänen findest du hier.
Alex DaZbert
Tolle Liste…ich würde noch hinzufügen:
#8 Erfolgreiche Läufer:innen wissen, wo sie stehen, und kennen ihre Stärken und Schwächen.
Einen Marathon unter 4h laufen zu wollen, heißt nicht, dass man sich 16 Wochen später über die Ziellinie wünschen kann. In realistischen Trainingsbereichen trainieren und ehrlich zu sich sein, finde ich auch extrem wichtig. Denn läuferische Selbstoptimierung kann auch nach hinten losgehen, wenn man mit dem Setzen eines herausfordernden Ziels das Gefühl bekommt, die Hälfte der Arbeit sei damit schon im Sack. 😉
Daniel Roth
Hey Alex, vielen Dank für die Ergänzung. Absolut richtig und wichtig! Könnte man vielleicht noch in Punkt 5 unterbringen: „… lernen aus ihren Fehlern und sind ehrlich zu sich selbst.“
Daniel
#8: Wenn es mal nicht so gut läuft nicht gleich zur Daramaqueen werden. 😉
Meiner Meinung ist Punk #2 am wichtigsten. Ich kenne sehr, sehr viele Läufer/innen die eben nicht auf ihren Körper hören und wundern sich, warum sie dann irgendwelche langwierigen Verletzungen haben.
Daniel Roth
Oder zum Dramaking 😉 Schwingt auch schon ein bisschen in Punkt 3 mit: „… bleiben gelassen, wenn es mal nicht so läuft wie geplant.“
Meike
#7 ist für mich der schönste Punkt!
Ich hatte eine längere Laufpause und habe vor einem Monat wieder angefangen, weil ich mich als Läuferin betrachte…und ich wusste, dass ich es irgendwann wieder schaffen würde zum Laufen zu kommen.
Deine Liste ist sehr motivierend und ehrlich! Danke dafür!
Katrin Schäfer
Danke dir liebe Meike – das freut uns!
Bettina
Was für eine schöne Auflistung. Mir ist gerade aufgefallen, daß man sie, leicht abgewandelt, auch „Die 7 Voraussetzungen für ein gelungenes Leben“ nennen könnte:
1. Vergleiche Dich nur mit Dir selbst (nimm die Erfolge anderer höchstens als Inspiration und vergiß nie, daß Du die Mißerfolge und Schattenseiten selten zu sehen bekommst)
2. Höre auf Deinen Körper (und gehe an Deine Grenzen, aber nie dauerhaft über Deine Kraft. Wenn Du auf dem falschen Weg bist, wird Dir Dein Körper sanfte Signale senden. Und wenn Du die nicht siehst, zieht er irgendwann die rote Karte.)
3. Stelle die Freude an allem was Du tust (oder zumindest, womit Du viel Zeit verbringst) in den Vordergrund. (Das Leben ist zu kurz für einen Job, den man nicht mag oder eine Beziehung, in der man todunglücklich ist).
4. Setze Dir Ziele und halte sie fest im Blick – und vergiß darüber nicht, auch schon das Schöne im Heute und im bereits Erreichten zu sehen.
5. Lerne aus Deinen Fehlern. Fehler sind gut und wichtig. Man muß sie ja nicht zweimal machen 🙂
6. Glaube an Dich selbst. Denn egal ob Du glaubst daß Du etwas kannst, oder ob Du glaubst daß Du etwas nicht kannst, Du wirst immer recht behalten.
7. Mache die Dinge, für die Du Dich entscheidest, mit ganzem Herzen und mache sie zu einem Teil Deiner Identität. Das hilft Dranzubleiben, auch wenn mal ziemlich dicke Steine im Weg liegen.
Ich würde als 8. noch hinzufügen:
Umgib Dich mit Menschen, die Dir gut tun, die dieselben Werte haben und die Dich wachsen lassen. Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen Du am meisten Zeit verbringst. Und das kann man auch auf’s Laufen übertragen.
Danke für diesen schönen Denkanstoß. Hat richtig gut getan!
Katrin Schäfer
Danke dir Bettina – und es gibt ja auch diesen Spruch von Oprah Winfrey, dass das Laufen wie das Leben ist 🙂
Alex DaZbert
Ich merke das auch immer wieder, und nicht nur bei mir, wie bestimmte Besonderheiten von Läufern was ihr Training oder ihr Verhalten bei Wettkämpfen angeht, auch korrelieren mit anderen Charaktereigenschaften.
Katrin Schäfer
Ja, das stimmt, wobei man auch nicht zu streng damit sein darf. Sonst sind wir wieder beim „Einen 3h-Marathonläufer stelle ich nicht ein“-Klischee 🙂